Sonntag, 26. November 2017

Śrī-Śrī Rāga Vartma Candrikā, 1_4

TEXT 4:

bhaktau pravṛttir atra syāt taccikīrṣa suniścayā
śāstrāl lobhāt tac cikīrṣu syātāṁ tad adhikāriṇau

“Beschäftigung in der Bhakti nach Maßgabe der Schriften bedeutet, dass man den ausschließlichen Wunsch hat, hingebungsvolle Praxis auszuführen. Die beiden Arten von Kandidaten fūr Bhakti (vaidhi und rāgānugā) beginnen aufgrund von zwei verschiedenen Gründen: Angst vor den schriftlichen Anweisungen (der vidhi bhakta) und intensive Begierde (der rāgānugā bhakta).”

Kṛpā-kaṇikā Vyākhyā:

Auf dem bhakti sādhana mārga gibt es keine Beachtung von Qualifikation oder Unterscheidung zwischen verschiedenen Stufen der Praktizierenden, so wie es auf den Pfaden des jñāna, karma und anderen sādhana mārgas der Fall ist. Bhakti ist ein  sādhana Pfad, der von allen beschritten werden kann. Bhakti nützt allen, ob mit gutem Betragen oder schlechtem Betragen, gelehrt oder unwissend, angehaftet oder losgelöst. Da bhakti ein Pfad fūr jeden ist, gibt es keine Beschränkungen fūr irgendjemanden ihn zu gehen. Der einzige Fakt, der verursacht, mit der Praxis von bhakti zu beginnen, ist einfach der starke Wunsch, an den verschiedenen Praktiken (kīrtana, japa, Meditation oder Festlichkeiten) teilzuhaben. Dieser Wunsch kann durch zwei Gründe aufkommen. Einer ist Angst vor den Anweisungen der Schriften, die beschreiben, dass alle Lebewesen den Herrn verehren sollten. So beginnt man  bhakti aus Angst, denn sonst gibt es bestimmte Schwierigkeiten. Der andere entsteht, wenn man aus den Schriften von der großartigen Liebe der ewigen Gefährten des Herrn hört, und aus heiliger Begierde heraus beginnt man sich bhajana zu wünschen. Das sind die zwei Kandidaten fūr bhakti. Śrīmat Rūpa Gosvāmī hat Definitionen fūr beide gegeben. Die Definition fūr den Kandidaten des vaidhi mārgas ist wie folgt:

yaḥ kenāpyati bhāgyena jāta śraddho'sya sevane
nātisakto na vairāgya bhāgasyām adhikāryasau
(Bhakti Rasāmṛta Sindhu 1.2.14)

“Wenn jemand durch die Gemeinschaft mit Heiligen und durch unfassbares Glück Glauben und Zuneigung zum Dienst fūr Kṛṣṇa (bhakti mārga) entwickelt hat, aber noch keine feste Anhaftung zum Herrn, aber doch etwas Loslösung von körperlichen Anhaftungen hat, dann ist solch eine Person geeignet sādhana bhakti auszuführen.“

Der Kandidat fūr rāgānugā wird wie folgt beschrieben:

rāgātmikaika niṣṭhā ye vrajavāsi janādayaḥ
teṣāṁ bhāvāptaye lubdho bhaved atrādhikāravān
(Bhakti Rasāmṛta Sindhu 1.2.291)

“Jemand, der einfach begierig nach unverfälschter, ekstatischer rāgātmikā bhakti-Liebe zu Kṛṣṇa - in der Art der Vrajavāsīs - ist, ist ein geeigneter Kandidat fūr rāgānugā bhakti.”


Der Unterschied zwischen den Kandidaten fūr vaidhi und rāgānugā bhakti ist der, dass die Befähigung zu vaidhi bhakti durch 'śraddhā' (faith) verursacht wird und die von rāgānugā bhakti durch 'lobha' (heilige Begierde). Der Kandidat fūr vaidhi bhakti schreitet schrittweise in seinem sādhana voran, indem er Glauben in die Aussagen der Schriften behält. So entwickelt sich ruci, als Resultat einer ehrfurchtsvollen Haltung dem Herrn gegenüber, die mit śraddhā kombiniert ist. Aber ruci bleibt ein zweitrangiger Faktor und sein bhajana basiert hauptsächlich auf śraddhā. Und die Kandidaten fūr rāgānugā bhakti entwickeln Begierde nach dem Vorbild der süßen Gefühle der nitya siddha Vrajavāsīs. Ihr ruci sādhana entwickelt sich langsam und trifft auf tiefen Glauben (śraddhā); aber hier bleibt śraddhā der zweitrangige Faktor und ruci der erstrangige. Er führt einen bhajana aus, der die Form von śraddhā hat, in dem ruci erstrangig ist. Dies ist definitiv unterschiedlich von der Art des śraddhā, die vaidhi bhakti hervorruft, und ist auch viel kraftvoller, weil die Vertiefung, die rāgānugā bhakti im Bewusstsein verursacht, niemals absichtlich stattfindet, da ruci eine innewohnende Funktion des Herzens ist. Das ist der Unterschied zwischen Befähigung fūr vaidhi und rāgānugā bhakti. Dennoch gibt es keinen Unterschied in der Ausführung von Hingabe oder bhajana selbst. Mit anderen Worten, alle Bestandteile, die als Bestandteile fūr vaidhi bhakti genannt werden, wie Hören und Chanten, werden ebenso in rāgānugā bhakti (der Autor wird dies später noch beschreiben) praktiziert. (4)

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