Samstag, 25. November 2017

Śrī-Śrī Rāga Vartma Candrikā, 1_3

TEXT 3:

vaidhī bhaktir bhavet śāstraṁ bhaktau cet syāt pravartakam
rāgānugā syac ced bhaktau lobha eva pravartakaḥ

“Wenn Bhakti durch die Anweisungen der Schriften ausgelöst wird, nennt man sie vaidhi bhakti, wenn sie durch spirituelle Begierde (lobha) ausgelöst wird, dann nennt man sie rāgānugā bhakti.”


Kṛpā-kaṇikā Vyākhyā:

Wir haben erklärt, dass es zwei Arten der sādhana bhakti gibt - 'vaidhi' und 'rāgānugā'. Hier gibt der Autor die Eigenschaften dieser zwei Arten der Bhakti bekannt. Wenn Bhakti durch Anweisungen aus den Schriften entsteht, dann handelt es sich um vaidhi bhakti. Das heißt, dass die offenbarten Schriften beschreiben, wie diejenigen, die sich gegen eine Verehrung Śrī Haris wenden, leiden werden, indem sie weiterhin durch viele bemitleidenswerte Arten des Lebens wandern als auch durch die Hölle reisen müssen.

Der vaidhi bhakti bhajana beginnt mit der Angst vor diesen Leiden. Im Śrī Bhakti Rasāmṛta Sindhu wird eine Definition von vaidhi bhakti gegeben -

yatra rāgānavāptatvāt pravṛttir upajāyate
śāsanenaiva śāstrasya sā vaidhī bhaktir ucyate  (1.2.6)

“Die Bhakti, die weder Anhaftung noch Begierde kennt und durch die Anweisungen der Schriften ausgelöst wird, heißt vaidhi bhakti.”

In seinem Kommentar zu diesem Vers hat Viśvanātha Cakravartīpāda geschrieben
- rāgo'tra śrī mūrter darśanād daśama skandhīya tat tal līlā śravaṇāc ca bhajana lobhaḥ.

“Das Wort rāga kann benutzt werden, wenn die Verehrung durch heilige Begierde ausgelöst wird, nachdem man die schöne Bildgestaltenform des Herrn gesehen hat oder nachdem man von Seinen Spielen aus dem zehnten Canto des Śrīmad Bhāgavata gehört hat.”

Wenn Verehrung nicht durch solche Begierde ausgelöst wird, sondern durch die Anweisungen der Schriften, nennt man sie vaidhi bhakti. I

m Śrīmad Bhāgavata (11.5.2-3) gibt es eine klare, schriftliche Warnung an alle, die gegen die Verehrung Gottes sind in den Worten des Herrn:

mukha bāhūru pādebhyaḥ puruṣasyāśramaiḥ saha
catvāro jajñire varṇā guṇair viprādayaḥ pṛthak
ya eṣāṁ puruṣaṁ sākṣād ātma-prabhāvam īśvaram
na bhajantyavajānanti sthānād bhraṣṭāḥ patantyadhaḥ

“Aus dem Gesicht, den Armen, den Schenkeln und den Füllen des Puruṣa (die universale Form) wurden die vier sozialen Stände, wie brāhmaṇas, die guṇas, wie sattva und die vier Stufen des Lebens, wie Haushälterleben, nach und nach manifestiert. Jene innerhalb des varṇāśrama Systems, die ihren eigenen Ursprung, Śrī Hari, nicht verehren und Ihn daher missachten, werden von ihrer sozialen Position fallen.”

cāri varṇāśramī yadi kṛṣṇa nāhi bhaje;
sva-dharma koriyā-o raurave paḍi maje
(C.C.)

“Jene in den vier sozialen Ständen, die Kṛṣṇa nicht verehren, werden in die Hölle fallen, selbst wenn sie ihre beruflichen Pflichten erfüllen.”

Die Art der Verehrung oder bhajana mārga, der durch schriftliche Unterweisungen ausgelöst wird, heißt vaidhi mārga.

Und die Art der Verehrung, die ausgelöst wird durch Begierde, verursacht durch Hören von den Spielen Śrī Kṛṣṇas, heißt rāgānugā mārga. Śrīmat Rūpa Gosvāmīpāda hat folgende Definition von rāgānugā gegeben:
virājantīm abhivyaktaṁ vrajavāsi-janādiṣu
rāgātmikām anusṛtā yā sā rāgānugocyate
(Bhakti Rasāmṛta Sindhu 1.2.270)

“Die Bhakti, die deutlich in den ewigen Gefährten von Vraja gegenwärtig ist, heißt  rāgātmikā bhakti, und Bhakti, die dieser rāgātmikā bhakti folgt, heißt rāgānugā bhakti.”

rāgātmikā bhakti mukhyā vrajavāsi-jane
tāra anugatā bhakti rāgānugā nāme 
(C.C.)

“Die Einwohner von Vraja praktizieren rāgātmikā bhakti, und Bhakti, die dieser folgt, ist rāgānugā.”

In seinem Bhakti Sandarbha (310) schreibt Śrīmat Jīva Gosvāmīpāda:


atra viṣayiṇaḥ svābhāviko viṣaya saṁsargecchātiśayamayaḥ premā rāgaḥ yathā cakṣur ādīnāṁ saundaryādau; tādṛśa evātra bhaktasya śrī bhagavatyapi rāga ityucyate.

yasya pūrvokte rāga viśeṣe rucir eva jātāsti na tu rāga viśeṣa eva svayaṁ tasya tādṛśa rāga sudhākara karābhāsa samullasita hṛdaya sphaṭika maṇeḥ śāstrādi śrutāsu tādṛśyā rāgātmikāyā bhakteḥ paripāṭiṣvapi rucir jāyate. tatas tadīyaṁ rāgaṁ rucyānugacchantī sā rāgānugā tasyaiva pravartate.

“Die natürliche Liebe und der Wunsch eines Sinnengenießers nach seinem Lieblingsobjekt nennt sich rāga. So wie die Augen zu wunderschönen Szenen und andere Sinne zu ihren Lieblingsobjekten hingezogen sind und dazu keine Ermutigung benötigen, in ähnlicher Weise fühlt sich das Herz eines Geweihten natürlicherweise zum Herrn hingezogen. Dieser unruhige Durst nach Liebe wird rāga genannt.
Wenn nur der Anschein von Mondstrahlen dieses rāga (der sich in den Herzen der ewigen Gefährten von Kṛṣṇa befindet) auf das kristallgleiche Herz eines Geweihten, der nur ein wenig Geschmack am oben beschriebenen rāga hat, aber noch nicht den wirklichen rāga entwickelt hat, fällt, dann erfreut sich das ganze Herz. Wenn er dann von den Schriften lernt, entwickelt er Geschmack fūr den ausgezeichneten hingebungsvollen Dienst dieser rāgātmikā Geweihten.”

Die Zusammenfassung dessen ist, dass in den Geweihten, deren Herzen von Lust, Zorn, Gier und Neid frei sind und die aus den Schriften und aus dem Mund von Heiligen über den fachkundigen hingebungsvollen Dienst der rāgātmikā bhaktas hören, Geschmack erwachen wird. Mit solchem ruci (Geschmack) werden sie ihnen folgen und so wird ihre rāgānugā bhakti beginnen. So sollte es verstanden werden. (3)

Śrī-Śrī Rāga Vartma Candrikā, 1_4

TEXT 4: bhaktau pravṛttir atra syāt taccikīrṣa suniścayā śāstrāl lobhāt tac cikīrṣu syātāṁ tad adhikāriṇau “Beschäftigung in der ...